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wissenschaftliche
koordinationsstelle

Mehr über uns, das Projekt und unsere Idee!

Profil

Im Dezember 2021 wurde an den Universitäten Erfurt und Jena eine Wissenschaftliche Koordinationsstelle zur Aufarbeitung des kolonialen Erbes Thüringens eingerichtet. An den beiden Universitäten werden zahlreiche Forschungsprojekte durchgeführt sowie Lehrveranstaltungen, Vortragsreihen und Fortbildungsveranstaltungen angeboten, die sich mit dem kolonialen Erbe Thüringens befassen. Eine besondere Rolle spielen die Sammlungen der Universitäten, in denen sich eine noch unbekannte Anzahl von Objekten befindet, die sich eng mit dem kolonialen Projekt verbinden.

Aufgabe der Koordinierungsstelle ist zum einen die Universitäten übergreifende Anregung kollaborativer Forschungsvorhaben, zum anderen die Initiierung von Kooperationsprojekten mit zivilgesellschaftlichen Akteur:innen.

Wir möchten dem kolonialen Erbe Thüringens mehr Sichtbarkeit verleihen und zur gesamtgesellschaftlichen Debatte beitragen, wie das koloniale Erbe aufgearbeitet und erinnert werden soll. Als Koordinationsstelle wollen wir dabei unterstützen, gemeinsam neue Fragestellungen und Perspektiven auf die Thematik zu entwickeln.

Die Koordinationsstelle wurde auf Initiative des Thüringischen Landtages an den Universitäten Jena und Erfurt angesiedelt. Ihre Aufgabe ist, die bereits bestehenden vielfältigen universitären Forschungsprojekte und Institutionen miteinander in wissenschaftlichen Austausch zu bringen und neue Forschungsbereiche zu erschließen. Hierzu trägt unser Forschungsnetzwerk bei. 

Was ist das koloniale Erbe?

Die an den Universitäten Erfurt und Jena angesiedelte Koordinationsstelle möchte einen Beitrag zur Aufarbeitung des kolonialen Erbes Thüringens zu leisten. Doch was ist eigentlich mit dem „kolonialen Erbe“ gemeint?

Zum einen verstehen wir darunter die materiellen Spuren der kolonialen Vergangenheiten, die sich in zahlreichen Sammlungen in den Museen und Universitäten Thüringens finden lassen. Mit ihrer Forschung schufen insbesondere Universitäten eine wissenschaftlich begründete Legitimation für die koloniale Expansion des Deutschen Reiches. Dies gilt nicht nur für die geografischen Kartensammlungen des Perthes-Verlags in Gotha, mit denen die ‚Anderen‘ kategorisiert und erklärbar gemacht wurden. Insbesondere die Bestände der anatomischen Sammlungen weisen auf die Kollaboration von Wirtschaft und Wissenschaft, mit der die Kolonisierten zu ‚Objekten‘ wissenschaftlichen Interesses wurden. Am Beispiel Thüringens lässt sich somit die wirtschaftliche, wissenschaftliche und militärische Beteiligung verschiedener Akteur:innen und Institutionen nachweisen, mit der auch fern der Metropolen Hamburg und Berlin, koloniale Strukturen hervorgebracht und verfestigt wurden.

Um jedoch die Untersuchung kolonialer Denkmuster und Strukturen nicht nur in der Zeit der formalen Kolonialherrschaft des Deutschen Reichs zu begrenzen, liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten der Koordinierungsstelle auf einem epochenübergreifenden Ansatz. Zur Aufarbeitung des kolonialen Erbes in Thüringen wird die Entstehung kolonialer Strukturen seit der Frühen Neuzeit betrachtet und deren Fortwirken bis in die (neo-)koloniale Gegenwart verfolgt. Die Kolonialität der Gegenwart schreibt sich somit auch im Festhalten an Straßennamen fort, die sich positiv auf die koloniale Vergangenheit beziehen. Wenn wir das koloniale Erbe Thüringens sichtbar machen wollen, gehen wir also nicht von der historischen Abgeschlossenheit kolonialer Strukturen aus. Im Sinne der Untersuchung von kolonialen (Dis-)Kontinuitäten und (Un-)Gleichzeitigkeiten steht als weiterer Schwerpunkt der Arbeit der Koordinierungsstelle die Anwendung postkolonialer Perspektiven auf die DDR und die sozialistische Erinnerungskultur im Zentrum. Letztendlich geht es aber auch um die Frage, inwiefern der Begriff des „kolonialen Erbes“ nicht nur für eine kritische Sichtbarmachung kolonialer Spuren in der Gegenwart stehen kann, sondern auch eine Praktik des Bewahren-wollens beschreibt.

Koordinatorinnen

Die Organisation und operative Umsetzung des Projekts liegt bei den beiden Koordinatorinnen:
Dr.in Sahra Rausch und Elena Kiesel, M.A., als Nachfolgerin von Dr.in Christiane Bürger.
Sie können bei Fragen und Anregungen gerne kontaktiert werden.

Leitungsteam

Das Projekt wird maßgeblich von unserem Leitungsteam betreut:

Prof. Dr. Christiane Kuller
Professorin für Neuere und Zeitgeschichte und Geschichtsdidaktik, Universität Erfurt

Prof. Dr. Kim Siebenhüner
Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Dr. Florian Wagner
Akademischer Rat für Europäische Geschichte in Globaler Perspektive, Universität Erfurt

apl. Prof. Dr. Annette Weinke
Professorin für Neuere und Neueste Geschichte, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Wissenschaftliches Board

Die Koordinationsstelle wird durch ein Wissenschaftliches Board beraten:

Prof. Dr. Andreas Hejnol
Direktor des Instituts für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie mit Phyletischem Museum, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Prof. Dr. Omar Kamil
Ehemaliger Vertretungsprofessor für Geschichte Westasiens, Universität Erfurt

Prof. Dr. Bernhard Kleeberg
Professor für Wissenschaftsgeschichte, Universität Erfurt

Prof. Dr. Christiane Kuller
Professorin für Neuere und Zeitgeschichte und Geschichtsdidaktik, Universität Erfurt

Prof. Dr. Anja Laukötter
Professorin für Kulturgeschichte (mit einem Schwerpunkt Museum/Museumsstudien)​, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Sandra Müller
Geschäftsführung und Museumsberatung, Museumsverband Thüringen e.V.

Dr. Enrico Paust
Kustos der Sammlung Ur- und Frühgeschichte und des Projekts „Collegium Jenense“, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Prof. Dr. Iris Schröder
Professorin für Globalgeschichte, Universität Erfurt

Prof. Dr. Kim Siebenhüner
Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Dr. Florian Wagner
Akademischer Rat für Europäische Geschichte in Globaler Perspektive, Universität Erfurt

apl. Prof. Dr. Annette Weinke
Professorin für Neuere und Neueste Geschichte, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Partner

Die Koordinationsstelle versteht sich als partizipative Plattform. Wir möchten einen gleichberechtigen Dialog zwischen Wissenschaftler:innen, zivilgesellschaftlichen Initiativen und (post)migrantischen Gruppen fördern, der ferner Museen und Archive sowie staatlich geförderten Bildungsinstitutionen, Gedenkstätten und Schulen ein. Zu unseren Partnerinstitutionen gehören: 

FINANZIERUNG

Das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft (TMWWDG) fördert mit insgesamt 300.000 Euro den Aufbau einer hochschulübergreifenden „Wissenschaftlichen Koordinationsstelle zur Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe in Thüringen“ an den Universitäten Erfurt und Jena. Die Mittel stammen aus dem Struktur- und Innovationsbudget (SIB) und wurden 2021 für drei Jahre bewilligt.

Die Universitäten Jena und Erfurt unterstützen die Förderung durch bestehende Infrastruktur und jeweilige Förderinstrumente sowie die Finanzierung von Teilprojekten.

Alle Veröffentlichungen finden Sie in unserer Presse-Sammlung

Gefördert durch: