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Semesterstart & Lehrveranstaltungen JENA
1. Oktober 2022 - 31. Oktober 2022
Seminare zum Thema Kolonialismus an der FSU im WiSe 2022/23
Hier bieten wir eine Übersicht über aktuelle Lehrveranstaltungen an der Friedrich-Schiller-Universität Jena!
Viel Spaß beim Stöbern!
Die Anmeldung erfolgt über Friedolin!
Einführungs-Seminar zur Ringvorlesung: Globale und transepochale Perspektiven auf koloniale Vergangenheiten und Gegenwarten – Prof. Dr. Anja Laukötter, Mi 10-12 Uhr, Fürstengraben 1, SR 165
Beschreibung:
Was genau charakterisiert den Begriff des Kolonialen in der Geschichte und in der Gegenwart? Welche Zeitlichkeiten schreiben sich hier ein? Welche globalen Ausmaße hat das Koloniale? Und an welchen Objekten, Orten, Infrastrukturen, Akteuren lässt sich dies konkret zeigen? Diesen und anderen Fragen geht das Einführungsseminar nach und begleitet so die im Wintersemester ebenfalls stattfindende Ringvorlesung „Globale und transepochale Perspektiven auf koloniale Vergangenheiten und Gegenwarten“. Diese zielt darauf, den aktuell stark auf die klassische Kolonialzeit gerichteten Blick in zwei Richtungen zu öffnen: Erstens zeitlich, wenn transepochale Fragen, Themen und Ansätze aus einer Perspektive aufgegriffen werden, die von der Frühen Neuzeit und der Zeit der Aufklärung bis zur Gegenwart reichen, zweitens räumlich, indem der „kolonialen Globalität“ (Sebastian Conrad), also den engen (asymmetrischen) Verflechtungen der Welt über das Koloniale nachgespürt wird. Zudem wird die Ringvorlesung der materiellen Kultur des Kolonialen eine besondere Aufmerksamkeit widmen.
Die aus diesem Ansatz der Ringvorlesung resultierende Vielfalt wird sich in den zahlreichen Perspektiven der verschiedenen Referentinnen/Referenten spiegeln, und hier setzt das Einführungsseminar an, in dem die jeweiligen Themenfelder und Zugänge genauer erläutert und vertieft werden. So werden wir gemeinsam weitergehende aktuelle Literatur lesen und diskutieren, zudem umfassendes Quellenmaterial heranziehen und analysieren. Ziel ist es, die Kulturgeschichte des Kolonialen möglichst in ihrer gesamten Breite vorzustellen. Ergänzend werden wir immer wieder Einzelbeispiele konkretisieren, um diese für die eigene Arbeit fruchtbar zu machen. Hierbei werden wir u. a. auch lokale Spuren des Kolonialen in Jena und Thüringen in den Blick nehmen.
Neben der gemeinsamen Lektüre und Analyse der Literatur und des Quellenmaterials umfasst das Seminar auch Exkursionen wie in das aktuell viel diskutierte GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig sowie einer „dekolonialen“ Stadtführung in Jena oder Erfurt.
Ringvorlesung: Globale und transepochale Perspektiven auf koloniale Vergangenheiten und Gegenwarten – Prof. Dr. Anja Laukötter, Prof. Dr. Kim Siebenhüner, Mi 16-18 Uhr, Fürstengraben 1, HS 024
Beschreibung:
Der thematische Schwerpunkt der Ringvorlesung liegt auf der facettenreichen Kolonialgeschichte, die gerade weitreichendes Interesse erfährt. Die Veranstaltung zielt darauf, den aktuell stark auf die klassische Kolonialzeit gerichteten Blick in zwei Richtungen zu öffnen:
Erstens wird die zeitliche Dimension erweitert. So werden Fragen, Themen und Ansätze aus einer transepochalen Perspektive aufgegriffen, die von der Frühen Neuzeit und der Zeit der Aufklärung bis zur Zeitgeschichte reicht. Denn bereits mit der Etablierung der spanisch-portugiesischen Kolonialreiche in Amerika sowie des international agierenden Sklavenhandels wurden transatlantische Netzwerke und Strukturen geschaffen, die nicht nur den späteren kolonialen Eroberungen den Weg bereiteten, sondern auch koloniale Vorstellungen prägten, die über das Ende der Kolonien hinaus bis in die Gegenwart reichen.
Zweitens wird versucht, der „kolonialen Globalität“ (Sebastian Conrad), also den engen (asymmetrischen) Verflechtungen der Welt über das Koloniale nachzuspüren. So beschränkt sich die Perspektive nicht nur auf und aus Europa, sondern soll u. a. durch Perspektiven auf und aus Südostasien, Afrika sowie Lateinamerika räumlich erweitert werden.
Zudem wird die Ringvorlesung der materiellen Kultur des Kolonialen eine besondere Aufmerksamkeit widmen. Denn an den Herkunftsgeschichten von Objekten, die zunächst in Kunst- und Wunderkammern, später in zahlreichen Museen in Europa präsentiert wurden, konkretisieren sich die Ausmaße, Formen und Sichtbarkeiten kolonialer Herrschaftspraktik und Wissensproduktion. Zugleich reicht das Koloniale mit diesen Objekten bis in die Gegenwart. Denn die Frage, wie Museen und Universitäten mit diesem Erbe umgehen sollen, ob und wie koloniale Objekte ausgestellt werden können bzw. restituiert werden müssen, ist umstritten. In der Ringvorlesung werden daher auch Vertreter/innen von zentralen musealen Einrichtungen zu Wort kommen.
Für die Veranstaltung konnten Referentinnen/Referenten aus dem In- und Ausland gewonnen werden, die mit ihren Arbeiten maßgeblich neue Perspektiven auf eine Kulturgeschichte des Kolonialen geprägt haben.
Master-Seminar zur Ringvorlesung: Globale und transepochale Perspektiven auf koloniale Vergangenheiten und Gegenwarten – Prof. Dr. Anja Laukötter, Mi 8-10 Uhr, Fürstengraben 1, SR 165
Beschreibung:
Dieses Master-Seminar begleitet die im Wintersemester ebenfalls stattfindende Ringvorlesung „Globale und transepochale Perspektiven auf koloniale Vergangenheiten und Gegenwarten“. Diese zielt darauf, den aktuell stark auf die klassische Kolonialzeit gerichteten Blick in zwei Richtungen zu öffnen: Erstens zeitlich, wenn transepochale Fragen, Themen und Ansätze aus einer Perspektive aufgegriffen werden, die von der Frühen Neuzeit und der Zeit der Aufklärung bis zur Gegenwart reichen, zweitens räumlich, indem der „kolonialen Globalität“ (Sebastian Conrad), also den engen (asymmetrischen) Verflechtungen der Welt über das Koloniale nachgespürt wird. Zudem wird die Ringvorlesung der materiellen Kultur des Kolonialen eine besondere Aufmerksamkeit widmen.
Die aus diesem Ansatz der Ringvorlesung resultierende Vielfalt wird sich in den zahlreichen Perspektiven der verschiedenen Referentinnen/Referenten spiegeln, und hier setzt das begleitende Seminar an, in dem die jeweiligen Themenfelder, Methoden und Theorien vertieft werden. Zudem werden wir die vielfältigen Herausforderungen einer größeren räumlich-zeitlichen historischen Denk- und Schreibweise intensiv diskutieren. Hierfür werden wir gemeinsam weitergehende aktuelle Literatur lesen und besprechen, zudem umfassendes Quellenmaterial heranziehen und analysieren. Ergänzend werden wir immer wieder Einzelbeispiele konkretisieren, um diese für die eigene Arbeit fruchtbar zu machen. Entsprechend gibt es auch im Seminar die Möglichkeit, Ansätze und Perspektiven für eigene Forschungen zur Diskussion zu stellen
Neben der gemeinsamen Lektüre und Analyse der Literatur und des Quellenmaterials umfasst das Seminar auch eine Exkursion in das aktuell viel diskutierte GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig.
Kulturkontakte und europäische Expansion im 16. Jahrhundert – Prof. Dr. Kim Siebenhüner, Mi 10-12 Uhr, Fürstengraben 1, HS 235
Beginn 2. Vorlesungswoche
Kolonialbewegung und Kolonialkritik im Deutschen Kaiserreich – Dr. habil. Stefan Gerber, Mo 10-12 Uhr, Fürstengraben 1, SR 164
Beschreibung
Der Fokus der Diskussion um den europäischen Kolonialismus liegt in den letzten Jahren stark auf den Fragen kolonialer, möglicherweise genozidaler Gewalt, kolonialeuropäischen Perspektiven auf außereuropäische Kulturen und Gesellschaften, kolonialem Sammlungsgut in Europa und geschichtspolitischen Konflikten um koloniale Erinnerungskulturen. Etwas zurückgetreten sind dabei Rolle und Funktion von Kolonialbewegung und Kolonialpolitik innerhalb der europäischen Gesellschaften, die in der früheren geschichtswissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Kolonialismus – etwa im Zeichen der Thesen vom „Sozialimperialismus“ und vom „Primat der Innenpolitik“ – starke Beachtung gefunden haben.
Das Hauptseminar stellt diese Rolle für das Deutsche Kaiserreich in den Mittelpunkt und führt damit auf verschiedene Felder sozialer Praxis in der deutschen Gesellschaft zwischen Reichsgründung und Erstem Weltkrieg: Die Organisationen der Kolonialbewegung versuchten – nicht zuletzt durch eine Vielzahl von „Kolonialausstellungen“ – Kolonialismus und Kolonialpolitik zu popularisieren; unterschiedliche Stränge der Kolonialkritik entfalteten sich; Kolonialskandale fanden breite Resonanz in der parlamentarischen und publizistischen Öffentlichkeit; die deutsche Sozialdemokratie rang – wie auch andere sozialistische Parteien Europas – um eigenständige Ansätze in der Kolonialpolitik; die sich formierende Missionswissenschaft versuchte die Praxis christlicher Mission im kolonialen Kontext zu begründen und zu reflektieren. Diesen Problembereichen wendet sich das Seminar auf der Grundlage von Forschungsliteratur und zeitgenössischen Quellen zu.
Lese-/Schreibwerkstatt: Deutsche und britische Kolonialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert – Dr. des. Anna Corsten-Neidigk, Do 12-14 Uhr, Fürstengraben 13, Seminarraum
Beschreibung:
Die koloniale Vergangenheit westeuropäischer Länder wie Deutschland und Großbritannien erhält seit einigen Jahren breitere Aufmerksamkeit. Dieses Seminar behandelt verschiedene Facetten des Kolonialismus, etwa wirtschaftliche, soziale und politische Perspektiven. Außerdem fragt es nach Kontinuitäten, die bis in die heutige Zeit reichen. Anhand dieser Themen setzen wir uns mit verschiedenen Methoden innerhalb der Geschichtswissenschaft auseinander. Zudem erlernen wir die das Lesen und Verfassen fachwissenschaftlicher Texte und setzen uns kritisch mit Quellen auseinander.
Reparationen, Restitutionen und Versöhnung? Postkoloniale Erinnerungspolitiken zwischen Europa und Afrika – Dr. Sahra Rausch, Di 14-18 Uhr, 14-tägig ab 18.10, Fürstengraben 1, HS 146
Beschreibung:
Vor nunmehr mehr als 20 Jahren sprach der US-amerikanische Anthropologe Richard Werbner (1998) von einer „postcolonial memory crisis“ in Afrika, wobei er insbesondere auf die Arten und Weisen des Erinnerns abzielte. Werbner forderte daher, die Bedeutung kollektiver und individueller Erinnerung in der Herausbildung politischer Subjektivität und postkolonialer Transformationsprozesse anzuerkennen. Im europäischen Kontext ist vor allem von einer „postkolonialen Amnesie“ die Rede, die die Bedeutung der kolonialen Vergangenheiten für das postkoloniale Europa ausblendete. Die wachsenden Forderungen nach einer offiziellen Anerkennung kolonialer Verbrechen, einer Rückgabe von geraubten musealen Sammlungsbeständen oder nach Entschädigungszahlungen für koloniale Massenverbrechen rücken die kolonialen Vergangenheiten zunehmend ins öffentliche Interesse. Lässt sich vor diesem Hintergrund von einer erinnerungskulturellen postkolonialen Wende sprechen?
Die Annahme einer „Globalisierung der Erinnerungen“ (Deslaurier 2006), die die transnationalen oder transkulturellen Erinnerungspraxen ins Zentrum rückt, lässt dies vermuten. Die offizielle Formulierung von Entschuldigungen, Schuldeingeständnissen und der Ausdruck von Bedauern sind zu anerkannten Praktiken internationaler Politik geworden. Doch was heißt „postkoloniales Erinnern“ konkret? Im Seminar wollen wir uns mit postkolonialen Erinnerungspolitiken in Europa und Afrika beschäftigen und dabei insbesondere die Verstrickungen, Transfers und Abgrenzungen zwischen den ehemaligen Kolonialisierten und der Kolonialisierenden in den Blick nehmen. Folgenden Fragen soll im Seminar nachgegangen werden: Wie lässt sich postkoloniales Erinnern beschreiben und stehen sie als „counter-memories“ (Foucault 1977; Molden 2016) im Gegensatz zu dominanten nationalstaatlichen Gedächtnisnarrativen? Wie kann eine “Provinzialisierung” (Chakrabarty 2000) oder „Dekolonisierung“ postkolonialen Erinnerns aussehen (Rothberg 2013)?
Researching the ,just transition‘: Decolonial approaches to sustainability transformations – Dr. Diana Ayeh, Mi 10-14 Uhr, 14-tägig, ab 19.10.22, August-Bebel-Straße 4, SR 116
Beschreibung:
In the Anthropocene epoch climate change presents the greatest challenge of humanity and for our earth system. Both the origins and effects of global warming are unequally distributed among regions, nations and continents, and this tendency risks to reinforce global inequalities in the coming years. Popular calls for a rapid transition to a low-carbon economy in the Global North, however, often overlook that decarbonisation will be very mineral intensive because low carbon technologies for “clean energy” need more materials than fossil-fuel-based electricity generation technologies. Low-carbon energy systems, for instance, will require vast amounts of “energy transition metals” (ETMs) – like cobalt, lithium, and copper among many others – for new technologies and energy infrastructure. To date many of these metals are mostly extracted in countries of the Global South, and imply different environmental and human rights challenges along their supply chain.
This seminar focuses on societal contradictions and inequalities in processes of sustainability transformation. It examines the relationship between society and the environment from a perspective of global entanglements. Decolonial approaches and the political ecology literature serve as basis to discuss different meanings and underlying conditions of the “just transition”. The seminar focuses on (but is not limited to) the global mining sector and the central dilemmas of the “energy transition-extractives nexus”. Case studies from Africa and Europe form the empirical core of the course.
Resisting Canada: Decolonization and Indigenous Futurities – Florian Wagner, Di 12-14 Uhr, Ernst-Abbe-Platz 8, SR 301
Beschreibung:
In this course, we will look at Canada’s troubled settler-colonial history and question its nation-building narratives from the perspectives of contemporary Indigenous writers. We will see how different writers reckon with Canada’s past and attempt to imagine just and decolonial futures. We will read Cherie Dimaline’s (Métis) novel The Marrow Thieves (2017) and watch Danis Goulet’s (Cree-Métis) film Night Raiders (2021), which both deal with Canada’s residential school system, as well as read Waubgeshig Rice’s (Anishinaabe) novel Moon of the Crusted Snow (2018), which focuses on notions of resilience and community building during a global apocalypse. At the same time, we will also include Native feminist, Indiqueer, and Two-Spirit perspectives by looking at selected excerpts from the writings of Leanne Betasamosake Simpson (Michi Saagiig Nishnaabeg) and Billy-Ray Belcourt (Driftpile Cree) among others.
Kooperationsseminar: Migrationsgeschichte Deutschlands nach 1945 als Gegenstand historischer Bildung – Dr. Carsta Langner, Daniel Münch, Mi 10-12 Uhr, Fürstengraben 1, SR 166
Beschreibung:
Wir wollen uns im Seminar der Migrationsgeschichte nach 1945 widmen und auf ihre Chancen für historisches Lernen untersuchen. Dabei werden wir fragen, aus welchen Motiven Menschen in die beiden deutschen Staaten migrierten, auf welche Weise sich die politische Steuerung von Migration über die Jahrzehnte änderte und mit welchen innergesellschaftlichen Herausforderungen Migrant*innen konfrontiert worden waren. Rassismus, rechte Gewalt bilden dabei ebenso Themenschwerpunkte des Seminars und wie (migrantische) Selbstorganisationen. Durch die Forderung nach trans- bzw. interkulturellem Lernen erhalten diese Themen neue Relevanz im Geschichtsunterricht, die genauer zu diskutieren ist. Aber auch klassische Fragen werfen hier ganz neue Herausforderungen auf, wie etwa Quellenauswahl, Begriffsbildung und Themenanordnung.
Das Kooperationsseminar kann sowohl als Vorbereitung für die mündliche Examensprüfung in Geschichtsdidaktik belegt werden als auch mit einer Hausarbeit als fachwissenschaftliche Veranstaltung abgeschlossen werden. Englischsprachige Lektüre ist Teil des Seminars.
Vom Luxusgut zur Massenware. Infrastruktur, Ressourcen und Waren in imperialen Kulturen, Lea Horvat, Dr. Anna Corsten-Neidigk, Di 12-14 Uhr, Fürstengraben 1, SR 221
Beschreibung:
Kaffee und Zucker sind heute genauso wenig aus dem Speiseplan der Europäer:innen wegzudenken wie Baumwolle aus der Textilindustrie. Infrastrukturprojekte besonders in ehemaligen Kolonien trugen dabei wesentlich zu der Ausweitung und Intensivierung von globalen Handelsbeziehungen bei. Gemeinsam ist allen Objekten, dass ihre Geschichte in imperialen Kontexten beginnt. Doch eng mit dieser europäischen „Erfolgsgeschichte“ verbunden ist die Geschichte von Versklavung, Ausbeutung und Gewalt.
Anhand verschiedener Produkte diskutieren wir die Entstehung kapitalistischer Wirtschafts- und Handelsbeziehungen, Produktions- und Arbeitsbedingungen sowie Konsumkulturen.